Hockenheim-Ring wird 70
MOTORSPORT: Erster Startschuss fiel am 29. Mai 1932
Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Berger
Gelegentlich drehen Inline-Skater ihre Runden, lassen Dragster-Piloten die Motoren
röhren oder sorgen internationale Pop-Stars für Furore. Doch eigentlich ist der
Hockenheim-Ring die Heimat der PS-starken Formel-1-Boliden, Motorräder oder Tourenwagen.
Und heute feiert die Rennstrecke ihren 70. Geburtstag. Hilfszeitnehmer Ernst Christ
nahm 1930 den Plan ins Visier, in seiner Heimatstadt eine Rennstrecke entstehen zu
lassen. Zweifler gab es damals viele, doch Schritt für Schritt wurde das Projekt
verwirklicht. Auch mit Hilfe des Bürgermeisters Philipp Klein.
Die Bauarbeiten begannen am 23. März 1931, der erste Startschuss fiel dann am 29. Mai
1932 − für ein Motorradrennen, dessen Besetzung hochkarätig war: Tom Bullus,
Arthur Geiss und die komplette DKW-Werksmannschaft gaben Gas, trotz des gleichzeitig
stattfindenden internationalen Eifelrennens auf dem Nürburgring. Ein weiteres
Schmankerl zum Auftakt war die Austragung der deutschen Klubmeisterschaft.
Star des Eröffnungsrennens war NSU-Fahrer Bullus, die überragende Persönlichkeit des
500er Lizenzfahrer-Starterfeldes. Und der Engländer wurde seiner Favoritenrolle
gerecht, jagte tiefgebeugt über die Geraden in Richtung Zielfahne. Im 250er Rennen
lenkte Lokalmatador Arthur Geiss seine DKW-Maschine in die Siegesspur, vor seinem
Markengefährten Walfried Winkler. Das gleiche Bild bot sich den 60 000 Zuschauern
in der Ausweisklasse bis 500 ccm: Auch hier drehte eine DKW unangefochten ihre
Runden - Wilhelm Herz, damals in seinem ersten Motorradrennen, ahnte zu diesem
Zeitpunkt noch nicht, dass er einmal einen Teil der Hockenheimer Renngeschichte
schreiben würde.
Zeitsprung: In der Gegenwart steht die Formel-1-Strecke vor einem Umbruch. Im Zuge des
Projekts "Zukunftssicherung Hockenheim-Ring" wird der traditionsreiche Kurs umgebaut.
Die Grand-Prix-Strecke wird von 6,8 auf 4,5 Kilometer verkürzt und mit neuen
Tribünenanlagen versehen, wodurch die Zuschauerkapazität von rund 80 000 auf 120 000
wächst. Nach Beendigung der Umbaumaßnahmen wird der "Ring" zu den modernsten
Rennstrecken Europas zählen - mit einem Fahrsicherheitszentrum, dem neuen
Baden-Württemberg-Center sowie einem Hotel-Anbau. Wenn Ernst Christ das gewusst
hätte . . .
Quelle: unbekannt, 1992