Geburtstag in Zaisersweiher:
Arthur Geiss hat mit 70 noch "Benzin im Blut"
13 Jahre lang war das Geburtstagskind in Zaisersweiher dem Rennsport verschrieben
Zaisersweiher. Einer der berühmtesten Motorsportler der 20er und 30er Jahre, Arthur Geiss
in Zaisersweiher, wird am Donnerstag, dem 12. April siebzig Jahre alt. Aus diesem Anlass
hat der heute noch rüstige und bewegliche Mann, den "das Benzin in meinem Blut" jung
erhalten hat, für unseren Reporter in den zahlreichen Erinnerungsstücken aus seiner
ruhm- und rekordreichen Zeit gekramt.
Ein Zufall ist es sicher nicht, dass Arthur Geiss gerade im Motorsport in seiner aktiven
Zeit zu einem in aller Welt bekannten Sportler wurde. Nicht nur, dass er − ausgerechnet −
in Hockenheim zur Welt kam, war er schon als Kind mit seinem Vater auf dem Motorrad
unterwegs. Und wie seine vier Brüder wurde er Kfz-Mechaniker, bis er schließlich von
der Motorradwerkstatt seines Bruders in Pforzheim den Weg auf die "schnellen Maschinen"
der damaligen Zeit fand.
Sein erstes Rennen fuhr Arthur Geiss im Mai 1923 in Pforzheim. Auf dem Höhepunkt seiner
Karriere, 1936, im verflixten 13. Jahr seiner Laufbahn fuhr er sein letztes, das
Schwabenbergrennen in Wien, nach dem er kurze Zeit später bei der Fahrt zu einer Ehrung
schwer verunglückte. Die Verletzungen, die Arthur Geiss sich damals zuzog, waren so
schwerwiegend, dass er den Rennsport aufgeben musste.
Doch in den 13 Jahren, in denen er zur Weltspitze der Motorradsportler zählte, häufte
Geiss Erfolg auf Erfolg. Das Wohnzimmer in seinem Häuschen in Zaisersweiher ist übersät
mit "Souvenirs" aus der Vergangenheit. Immerhin hatte Geiss neben zahllosen "kleineren"
Siegen nicht weniger als fünf deutsche Meistertitel und auf einer 250 ccm-Maschine den
Titel eines Europameisters errungen.
"So etwa zweihundert dürften es schon sein", sagt Geiss, wenn man ihn fragt, wie viel
Preise, Urkunden, Medaillen und andere Ehrengaben er in seiner Wohnung aufbewahrt. Zu
ihnen gehört auch eine imposante Standuhr, die ihm einst von der Stadt Hockenheim
verehrt worden war.
"Die bedeutendsten Rennen", erinnert sich das 70jährige Geburtstagskind, "waren auf der
Insel Man und unter anderem das Rennen von Monza", bei dem er 1925 den Großen Preis von
Italien mit einer für damalige Verhältnisse enormen Spitzengeschwindigkeit von 120
Stundenkilometern gewann. "Zuerst bin ich ja auch 500-ccm-Maschinen gefahren", berichtet
Geiss, "aber weil ich damals nur 50 Kilo wog, waren mir die Dinger einfach zu schwer."
Daher begnügte er sich mit 175 und 250-ccm-Maschinen, auf denen er dann auch seine
großen Erfolge fuhr. Sein geringes Körpergewicht war es auch, weswegen hin und wieder
Rennstallbesitzer ihn als Jockey abwerben wollten. "Aber das war nichts für mich", lacht
der Jubilar, "wenn man wie ich auf dem Motorrad groß geworden ist."
Trotz seinen 70 Jahren hat der Jubilar − dem die herzlichsten Glückwünsche gelten − immer
noch etwas "Benzin im Blut", wenn er auch keine Motorräder, sonder nur noch Auto fährt.
Freilich nur, um zu seinem Garten zu fahren. "Aber er fährt so, dass man keine Angst
haben muss", versichert seine Frau. Und die muss es wissen: Sie war bereits vor 40 Jahren
furchtlose Beifahrerrein auf den "heißen Öfen" ihres Mannes....
hjt
Quelle: unbekannt, 12/04/1973
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