Arthur Geiss wird heute 75 Jahre
Heute begeht in Engelsbrand bei Pforzheim der zwischen den beiden Weltkriegen
international renommierte DKW-Werksrennfahrer und Ehrenbürger seiner Heimatstadt
Hockenheim, Arthur Geiss, seinen 75. Geburtstag.
Der "Geisse-Arthur" kam 1903 als Sohn des Kraftfahrzeughändlers und Fahrlehrers Abraham
Geiss zur Welt. Sein Elternhaus stand in der karlsruher Straße,. Nach der beim Vater
absolvierten Mechanikerlehre ging er als Achtzehnjähriger zu seinem Bruder Wilhelm, der
in Pforzheim ein gut florierendes Motorradgeschäft betrieb.
Schon bald, nämlich im Jahre 1922, nahm er aktiv an dem damals rasch erblühenden
Motorrad-Straßenrennsport teil. Noch im gleichen Jahr fuhr er auf einer Zweizylinder
500er NSU Klassensiege beim Pforzheim-Huchenfelder Bergrennen, beim Bergrennen auf
dem Dobel, dem Bergrennen Schriesheim-Wilhelmsfeld und bei den Rundstreckenrennen im
Karlsruher Wildpark und bei Mannheim-Käfertal heraus, wobei er es mit so bekannten
Leuten wie Mahlenbrei und Bauhofer zu tun hatte.
Zu DKW kam er 1925, wo er bei der Deutschlandfahrt einziger strafpunktfreier Werksfahrer
geblieben war. Seinen endgültigen Durchbruch als Spitzenfahrer schaffte er in der folge
mit Siegen beim Solituderennen, beim 24-Stundenrennen auf der Opel-Bahn, dem
Nürburgring-Eröffnungsrennen und den Auslandsiegen am Klausenpass, beim
Chaumont-Bergrennen und beim Kilometer-lance bei Basel. 1927 wurde er erstmals
Deutscher Motorrad-Straßenmeister.
Von da an kassierte er quer durch Europa die "Großen Preise" ab, holte sich mehrere
Deutsche Meistertitel und 1935 erstmals auch eine Europameisterschaft, die unter den
damaligen Bedingungen etwa die Qualität einer heutigen Weltmeisterschaft hatte. In
diesem Jahre erhielt er bei einer großen Presseabstimmung, nachdem er zwischenzeitlich
auch eine ganze Reihe von Weltrekorden für sein Zschopauer Werk erzielt hatte,
zusammen mit dem berühmten Silberpfeil-Piloten Rudolf Caracciola den international
gewichtigen Titel "Erfolgreichster Motorsportsmann 1935".
Zwischendurch fand er auch einmal Gelegenheit, zu heiraten. Die Familie wohnte in
diesem Jahren in einem Chemnitzer Vorort in unmittelbarer Nachbarschaft von Walfried
Winkler, seinem Freund und ewigen Rivalen.
Verständlich, dass Arthur Geiss auch das Hockenheimer Eröffnungsrennen am 29. Mai 1932
gewann und dass schon Jahre zuvor die in Hockenheim ausgebrochene "Geiss-Euphorie" den
Boden bereiten half, auf dem die Rennstreckenidee dann so wirkunsvoll gedeihen sollte.
Seine zahlreichen Hockenheimer Fans aus jener Blütezeit des deutschen Motorradrennsports
und insbesondere der Badische Motorsport-Club Hockenheim, dessen Ehrenmitglied Arthur
Geiss seit 1949 ist, gratulieren ihm zu seinem 75. Geburtstag recht herzlich und
wünschen ihm und seiner Gattin noch viele Lebensjahre bei guter Gesunheit. Sie haben
ihm nicht vergessen, dass er , auf dem Höhepunkt seiner fahrerischen Erfolge in
Hohenstein-Ernstthal von dem kritischen Journalisten Ernst Hornickel − in Anspielung
auf die damals noch bescheidene Hockenheimer Piste − nach seiner liebsten Rennstrecke
gefragt, antwortete: "Jeder einzelne Hockenheimer ist mir lieber als alle Rennstrecken
der Welt!"
ec
Quelle: unbekannt, 12/04/1978
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